Ohne 3G ist es ein schöneres Gefühl
Gastwirt freut sich über Rückkehr der Stammkundschaft
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 21. Juni 2021
Sehr schnell hatte sich die Nachricht verbreitet, dass seit dem vergangenen Samstag die 3G Auflagen in der Aussengastronomie und im Freibad für den Kreis Ravensburg gefallen sind. Richtig erleichtert zeigte sich De-Cagna Filadelfio vom Eiscafé Fontana, dass die Kontrolle der Gäste entfallen ist. „Meine alten Kunden und Gäste sind wieder da, nachdem rund 80% davon die Testpflicht nicht mitgemacht hatten“ ist Filadelfio glücklich. Bereits am Samstagvormittag sind die Straßenwirtschaften in Waldsees Innenstadt gut besetzt. Birgit, Erika und Pauline stoßen gerade mit einem Glas Sekt auf die Lockerung an, denn so Birgit „ich bin eine Spontaneinkehrerin“. „So ohne Test ist es einfach ein schöneres Gefühl“ erklärt Christina Schanne, die mit ihrem Mann Marc und den Freunden Fabian Brunert und Timo Christ im Czardas sitzen. Die vier sind sich einig, dass deutlich mehr los ist, als noch am Samstag vor einer Woche. Dafür sei es im Testzentrum fast menschenlehr gewesen, meint Christ, der auch am Samstagmorgen dort schon zu tun hatte. Zu dieser aufstrebenden Lebendigkeit in der Innenstadt passt das Motto „Bad Waldsee blüht auf“ sehr gut. Mit Drehorgelmusik in der Ravensburger Straße und eingängigen Popballaden des Duos Janna, das sind Anna Auer und Jan Herkommer, in der Hauptstraße, waren sitzende und gehende Konsumenten auch musikalisch bestens versorgt.
Mittags um 12 geht es an der Kasse zum Waldseer Freibad flott vorwärts. Neben dem Bezahlen des Eintritts ist lediglich noch eine Registrierung per Formular oder Luca-App erforderlich. Für die Leute ist das ein Stück Freiheit erklärt Bademeister Hans-Peter Moser, was sich auch schnell in den Nachbarkreisen herumgesprochen hat. Aus Bad Saulgau ist deshalb Familie Locher angereist. „Eine Alternative wäre natürlich der Baggersee ohne 3G gewesen, aber für die Kinder ist Bad Waldsee deutlich attraktiver“ erklärt der Familienvater. Ähnlich empfinden es auch Tanja und Marco mit ihrer Tochter Lena aus Achstetten, die sich auf der großen Rutsche ins kühle Nass stürzen. Die auswärtigen Gäste kaufen sich natürlich Tageskarten, während die Saisonkarten bekanntermaßen bei der einheimischen Bevölkerung heiß begehrt waren. Moser muss deshalb stets einen Blick auf seinen Kassencomputer werfen, um zu erkennen, wieviel Tagesgäste und wieviel Saisonkartengäste gerade im Bad sind. Denn für die Saisonkarteninhaber sollte es stets möglich sein, einen Zutritt zum Freibad zu bekommen. Bei inzwischen 3000 erlaubten Besuchern sieht Moser zu mindestens am Samstag kein Problem, das es mit den Plätzen knapp wird. Gegen 12:30 Uhr waren es gerade mal 1000 Besucher, die sich auf dem Gelände aufhielten und manche kommen ja auch tatsächlich nur zum Schwimmen und gehen dann wieder nach Hause oder ins Städtchen. Auch die muntere Vierergruppe im Czardas hatte vor dem Frühschoppen schon ihre Bahnen im Freibad gezogen.
Nach dem Fußballmatch der Deutschen
am Samstagabend ist auch die Aulendorfer Gastronomie gut besucht. Steht ein Fernseher im Freien, sind fast alle Plätze belegt, ansonsten gibt es durchaus noch freie Tische. Vier Damen haben sich spontan im Eiscafe Schloss getroffen, in der Pizzeria Da Adriano freuen sich drei Männer, dass der Appetit nach dem Fußballspiel gemeinsam gestillt werden kann und auch im Gasthof Rad genießen drei Freunde den lauen Abend. Sie alle eint, dass sie die wiedererlangte Spontanität schätzen und weder ihre Namen, noch ein Bild von sich in der Zeitung sehen möchten.
Schreibe den ersten Kommentar