Geisterbeschwörung im sächsischen Dialekt absolut sehenswert
Laienspielgruppe Zollenreute begeistert mit der Premiere von „Wer glaubt schon an Geister“
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 28.12.2018
Ein klassischer Dreiakter der das Krimigenre leicht streift, ein bisschen im esoterischen Spiritismus unterwegs ist und vor allem unheimlich viele, abstrus komische Szenen, in denen die Schauspieler der Laienspielgruppe Zollenreute mit ihrem Können aus dem Vollen schöpfen konnten. Am Stephanstag war Premiere mit dem Stück „Wer glaubt den schon an Geister“ vor rund 100 begeisterten Besuchern in der Spielerei Aulendorf.
Regisseur Peter Gaiser ist zu beneiden, denn er hat eine Spielerschar um sich versammelt, auf die er sich absolut verlassen kann. Das Stück von Uschi Schilling, wurde zwar von den regionalen Laientheatern bisher kaum gespielt, es habe jedoch perfekt auf sein Ensemble gepasst, erklärt Gaiser im Gespräch mit der SZ. So ist er nach der Premiere auch „mehr als zufrieden“, wie es den Akteuren gelungen ist, das Stück mit Leben und individuellem Stil zu füllen.
Besondere Beachtung verdient hier Jule Schlegel, die als Wahrsagerin und Medium im Stück entscheidende Akzente setzt. Als Madame Jackeline Schulze, begeistert Schlegel mit einem sächsischen Dialekt, der zu mindestens für uns Schwaben absolut authentisch wirkt. Schlegel bedient sich mit einer souveränen Lässigkeit aus der Zauberkiste der Schamanen, modernen Hexen und Geisterbeschwörer. Da bleibt kein Auge trocken, als sie in einer Séance mit knarzig sächsischem Dialekt die Wiederkunft der Seele des Verstorbenen beschwört – und tatsächlich gelingt es ihr den Geist von Thomas Herzog (Claus Hübner) auf die Bühne und zurück in das Diesseits zu holen. Allerdings gibt es da eine kleine Einschränkung, denn ausschließlich die Witwe des verblichenen Cassanovas kann ihn hören und sehen. Doch Witwe ist eigentlich nicht richtig, denn Eva Herzsprung (Petra Schuhmacher) hatte keinerlei geordnete Verbindung zum Verstorbenen, lediglich ihr ganzes Geld hatte Sie in seine Firma gesteckt, leider ohne jegliche formale Absicherung. Ein Umstand, der auch den Erbschleichern, Willi und Hilde Herzog (Jürgen Sonntag und Simone Beer) bekannt ist. Also versuchen Willi und Hilde in überstürzter und durchaus auch skrupelloser Art, sich die Wertgegenstände aus der Wohnung unter den Nagel zu reisen. Das mimische Potential samt der dazugehörenden Gestik von Simone Beer als Hilde sind faszinierend. Vom weinenden Dummchen bis zum fauchenden Drachen ist alles dabei und es macht diebisch viel Spaß diesem aufgedrehten Energiebündel zuzuschauen.
Bei ihrem moralisch nicht ganz einwandfreien Tun kommt den beiden jedoch Kommissar Harry Klein (Christian Lunnebach) in die Quere und auch das Auftreten des Nachbarn und Prokuristen Wolfi Biedermann (Michael Barth) vereinfacht das planlose Vorgehen der beiden Erbschleicher nicht gerade.
Doch nochmals von vorne, was war passiert. Die Zuschauer steigen in die Geschichte ein, als Eva samt ihrer Haushälterin Tessa Kovalski (Moni Sonntag) von der Beerdigung heimkehren. Eva schwelgt zwar noch in Trauer um den Dahingeschiedenen, aber recht schnell wird sie von Tessa auf den harten Boden der Realität gestellt. Der verflossene hatte nämlich eine Sammelleidenschaft, von der die naiv-gute Eva nichts wusste. Akkurat beschriftet, mit Datum, Name und Ort finden sich unzählige Damenslips, die als Trophäen Zeugnis von amourösen Eroberungen geben. Damit war dann auch klar, warum zur Trauergesellschaft 50 Blondinen gehörten, die je eine Rose ablegten.
Nun zum Kommissar. Er kommt ins Spiel, weil Thomas Herzog nicht in einem Unfall verunglückte sondern ermordet wurde. Es gilt den Mörder zu finden und da machen sich Einige verdächtig. Einzig der Geist von Thomas Herzog kann die verfahrene Situation retten und auch im Himmel war man der Meinung er sollte auf Erden noch ein paar Sachen regeln – in 48 Stunden. Zwar nicht ganz geschickt, aber ….. das wollen wir jetzt doch nicht verraten, wie er es anstellt, nur so viel: Humor und Schalk kommen nicht zu kurz und ein Engel (Tanja Laub) mischt auch noch mit.
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