Dornröschen – Ballettschule Waidacher

Es ist immer spannend, wenn die eigenen Kinder dabei sind

450 Ballettliebhaber kommen bei Dornröschen und HipHop voll auf ihre Kosten

Erschienen in der Schwäbischen Zeitung vom 27.03.2017, Ausgabe Bad Waldsee-Aulendorf

Zwei Geschichten, ein Erlebnis …

Zwei Geschichten, ein Erlebnis, ja ein fantastisches, mitreißendes Erlebnis, dass staunen lässt, über die faszinierenden Darbietungen der Tänzerinnen und Tänzer der Ballettschule Julia Waidacher. So könnte ein Resümee über den Ballettabend am Freitag in der mit rund 450 Besuchern vollbesetzten Stadthalle lauten. Nach mehr als halbjähriger Probearbeit betraten die rund 100 Tänzerinnen die Bretter, die die Welt bedeuten. Premiere sozusagen und das, so bestätigt Julia Waidacher, gleich viermal an diesem Wochenende. Da die meisten Rollen für jede der vier Aufführungen individuell besetzt sind, bedeutet das natürlich viermal Premiere, inclusive allem was dazu gehört. Anspannung, Lampenfieber, Erleichterung und Glücksgefühl.

In zwei Teile also gliederte sich der Abend, zunächst einmal das klassische Ballett Dornröschen mit der berührenden Geschichte um das Schicksal der Königstochter im Widerstreit zwischen guten und bösen Mächten. Die Fliederfee (Lisanne Majovski), die Diamantfee (Lena Koch), die Goldfee (Emma Stärk) und die Singvogelfee (Saskia Czöndör), sie alle freuen sich mit ihrem Gefolge, als dem Königspaar (Bernd Zander und Nina Glaser) die ersehnte Prinzessin (Larisa Spägele) geboren wird. Die Auftritte der Feen, erfahrene Tänzerinnen, jeweils mit einer Kinderschar im Gefolge, bieten farbenfrohe Bilder in Harmonie. Gestört wird diese Idylle durch den kraftvollen, energischen Auftritt der Carabosse (Miriam Weiss), jener bösen Fee, die sich als Gegenspielerin von Dornröschen und ihrem elterlichen Hofstaat entpuppt. Mit ihrem Gefolge dominiert diese Fee alsbald das Geschehen, verweist die anderen Feen in den Hintergrund und verflucht Dornröschen. Bis es aber so weit kommt und der Fluch seinen Lauf nimmt, hat man das Vergnügen am höfischen Leben des kleinen Dornröschens (Roberta Hoffmann) teilzuhaben. Die beiden Hofdamen (Stephanie Geyer und Laura Schupp) führen eine quirlige Schar von Zofen durch die königlichen Gemächer und beim Auftritt der Köcheschar läuft nicht nur dem König das Wasser im Munde zusammen. Diese feinfühlige Einbinden der Kinder in die Geschichte, ja die Auftritte der Jüngsten unter den Tänzerinnen sind Szenen, die beim Publikum immer wieder kräftigen Spontanapplaus bewirken.

Die Dramatik der Handlung, aber auch die tänzerischen Ansprüche steigern sich mit der Vollstreckung des Fluchs an Dornröschen. Wieder ist es die Carabosse, die das höfische Leben mit ihrem Gefolge stört und triumphierend den gesamten Hofstaat samt Dornröschen in den hundertjährigen Schlaf schickt. Den Lauf der Zeit interpretierten 12 Monats-Tänzerinnen mit kraftvollen, akrobatischen Sprüngen, bis die 100 Jahre vorbei sind und erstmals der Prinz (Oliver Geray) im Geschehen auftaucht. Beim Werben um die gegenseitige Gunst macht es große Freude die Figuren und Sprünge der beiden erfahrenen Tänzern Spägele und Geray zu verfolgen. Bei der Inszenierung von Dornröschen hatte das Ehepaar Waidacher ein glückliches Händchen. Die modifizierte Musikauswahl und Straffung der Geschichte auf 50 Minuten bescherte eine permanent anspruchsvolle, kurzweilige und durchaus auch anrührende Ballettaufführung.

Johannes und Alexander, zwei junge Väter sind natürlich wegen der Auftritte ihrer Töchter gekommen. Als kleine Diamantfee hatte Lea, die Tochter von Johannes zur Pausenzeit schon den Auftritt gemeistert. „Es war nicht anstrengend“ äußert sie sichtlich zufrieden und auch den Vätern ist die Begeisterung anzumerken. „Es ist immer spannend, wenn eigene Kinder dabei sind“, so die beiden gegenüber der SZ.

Im zweiten Teil des Abends zeigten dann vor allem die jugendlichen Tänzergruppen in sieben ganz unterschiedlichen Choreografien wie HipHop und andere moderne Tanzstile zeitgemäß interpretiert werden. Das Spektrum reichte von harten, kantigen Bewegungsablaufen bis hin zu sphärisch anmutenden Inszenierungen. Bekannte Melodien wie David Guetta´s „What I did for love“ verfehlten beim Publikum nicht die Wirkung. Am Ende krönt langanhaltender Applaus dieses Festival der Tanzfreude, das eine eindrückliche Werbung für den anspruchsvollen Tanzsport bot.

Hinweis: Die Namensangaben der Solisten bezogen sich auf die Aufführung am Freitagabend.

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