Tanzende Stahlskulpturen von Sonja Edle von Hoeßle
Kleine Galerie eröffnet neue Ausstellung im und um das Haus am Stadtsee
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 23.08.2022
Die Freude war Axel F. Otterbach, Leiter des Kunstraums Kleine Galerie, anzusehen. Mit Sonja Edle von Hoeßle ist es ihm gelungen, eine Künstlerin nach Bad Waldsee zu holen, deren Werke nicht nur im Haus am Stadtsee zu sehen sind, sondern auch im jederzeit öffentlich zugänglichen Außenbereich des städtischen Galeriegebäudes. Große, freistehende Cortenstahlskulpturen und filigrane, an den Wänden hängende Stahlkaligraphien erwarteten die 30 Besucher, die am vergangenen Sonntag zur Vernissage ins Haus am Stadtsee gekommen waren.
Zwei Gruppen von Stahlskulpturen hat die vielseitige Künstlerin Edle von Hoeßle für die Schau mit nach Bad Waldsee gebracht. Die meist als Endlosschleife betitelten, stehenden Skulpturen in unterschiedlicher Größe und die offenen, an Wänden hängenden und kaligraphisch anmutenden Stahlplastiken. Ihnen gemein ist – Laudator Thomas Warndorf hob es in seiner Einführung besonders hervor – die ästhetische, geradezu tänzerische Anmutung. Die legendäre Tanzexpertin Pina Bausch stellt Warndorf der Künstlerin zur Seite, indem er Bausch´s Zitat „Wie kann ich ausdrücken, was ich fühle?“ auch als Antriebsmotor für den Schaffensprozess von Edle von Hoeßle sieht. Die frei stehenden Skulpturen sind, ähnlich wie ein Möbiusband, ohne Anfang und Ende – Endlosschleifen also. Objekte, die je nach Standpunkt des Betrachters, Lichteinfall und Blickwinkel stets neue, erstmals wahrgenommene Werke und Assoziationen vor dem geistigen Auge erscheinen lassen. Gerade bei den im Außenbereich stehenden Großplastiken tritt dieser Effekt, man bedenke nur die verschiedenen Witterungen mit Sonne und Wolken, besonders deutlich auf.
Diese Erfahrungen sind den Waldseer Kunstfreunden, so die Meinung von Otterbach, viel zu selten gegönnt. Er erinnerte in seiner Begrüßung an eine Serie mit Ausstellung von Großplastiken im Stadtgebiet Ende der 80-ger Jahre des letzten Jahrhunderts. Nach einem letzten Skulpturenweg 1998 anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums ist die Präsenz von Kunst in Bad Waldsee´s öffentlichem Raum signifikant zurückgegangen. Da ist es schon ein Glücksfall, wenn es im Zuge von Einzelausstellungen gelingt, dass Künstler wie Edle von Hoeßle, skulpturale Großplastiken nach Bad Waldsee bringen. Edle von Hoeßle ist übrigens, so erläuterte die Künstlerin im Gespräch mit der SZ, kein Künstlername, sondern der Adelstitel ihrer Vorfahren. Nach einem Studium der visuellen Kommunikation fasste von Hoeßle in der Kunstwelt mit ihren Stahlplastiken sehr schnell und erfolgreich Fuß. Geschnitten, geschweißt und geschliffen werden die Stahlrohre und -bänder selber; beim Zuschnitt und beim Biegen der Cortenstahlplatten hingegen kommt die Technik eines Metallbaubetriebs zum Einsatz. Eine Besucherin fand es besonders interessant zu erfahren, mit welchen Kniffen es gelingt, dass die Großplastiken statisch ausreichend stabil sind und sich weder verbiegen noch umfallen können.
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