Narrenzunft Waldsee – Zunftversammlung 2022

Zunftversammlung will der Jugend die Tür öffnen

Rund 100 Mitglieder der Narrenzunft Waldsee zeigen Einmütigkeit

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 18.07.2022

Keine Kampfabstimmungen, einstimmige Entlastungen der Vorstandschaft, keine Diskussionen, dafür das einmütige Singen des Elferliedes – dies waren formale Eckpunkte der diesjährigen Zunftversammlung der Narrenzunft Waldsee. Der Termin hingegen am vergangenen Samstag war ganz außer der Reihe, berücksichtigt das närrische Geschäftsjahr üblicherweise die Zeit von einem Dreikönigstag bis zum Nächsten, während das sogenannte Brauchtumsjahr bereits am Martinitag beginnt.

Die Einbettung der Fasnet in den christlichen Jahreskalender war Zunftmeister Roland Haag in seinem Rechenschaftsbericht eine besondere Betrachtung wert, die zu dem Schluss führte, „dass die Fasnet in den Jahreskalender gehört“, auch wenn ein Teil des Berichtszeitraumes als digitale Fasnet gefeiert wurde. Corona machte die Zunftversammlungen am Dreikönigstag 2021 und 2022 unmöglich (die SZ berichtete). Der Blick zurück, übrigens nicht nur vom Zunftmeister selber, sondern auch vom Maskenmeister, vom Zeremonienmeister, vom Säckelmeister und vom Ordenskanzler, fiel deshalb auf die klassische Fasnetssaison 2019/20 und die digitale Fasnetssaison 2020/21. Gerade in der zweitgenannten Saison bewiesen die Waldseer Narren ein ausgeprägtes Maß an Spontanität und Kreativität, das in der vielbeachteten digitalen Narrentruhe gipfelte, die 2021, beginnend am Dreikönigstag und endend am Aschermittwoch tagtäglich ein neues Schmankerl aus dem Waldseer Fasnetsuniversum offenbarte. Sven Hillebrecht, Tobias Neubrand und Oliver Rude waren die Köpfe hinter der Narrentruhe, die für den reibungslosen technischen Ablauf sorgten. Mit mehr als 4000 Aufrufen binnen weniger Tage, war der virtuelle Zunftball das Highlight.

„Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“ lautet ein dem Komponisten Gustav Mahler zugeschriebenes Zitat, mit dem Haag den Blick darauf lenkte, dass auch in der Zunft kein Stillstand herrscht. In der zurückliegenden Ära wurde ein Jugendausschuss eingesetzt, der bereits verschiedene Früchte hervorgebracht hat. Einstimmig angenommen wurde ein Vorschlag zur Beitragsanpassung, demzufolge zukünftig Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ohne Kosten eine Mitgliedschaft in der Zunft erhalten können, wenn ein oder beide Eltern Zunftmitglied sind. Neu entstanden ist in diesem Zusammenhang auch die Familienmitgliedschaft, bei der zwei Sprungbändel inklusive sind. Die Jungmitglieder können von einer weiteren Neuerung profitieren, denn die Zunft hat mehrere Leihmasken speziell in Kinder- und Jugendgrößen herstellen lassen, erklärt Josef Schwaiger im Gespräch mit der SZ. Zusammen mit Tobias Klöckler ist er einer der treibenden Motoren in Sachen Türöffnung für die Jugend. Die dritte Frucht dieser Aktion durften die Besucher des nachmittäglichen Ölmühlenfestes live erleben. Seit Herbst 2021 organisiert und unterstützt die Narrenzunft Ziehharmonikaunterricht. Noten, Leihinstrumente, Proberaum und der Diplomakkordeonlehrer Frank Schwenzik aus Horgenzell wurden organisiert. Insgesamt 14 Jugendliche und Erwachsene greifen inzwischen in die Tasten, denn für richtig gute Fasnetsstimmung ist Livemusik stets ein Garant. Acht Musiker zeigten in einem ersten Auftritt, was sie gelernt hatten. Für Glückseligkeit beim Publikum sorgten der Schunkelwalzer und das populäre Stück „Wellerman“.

Zurück zur Zunftversammlung, in der Oberbürgermeister Matthias Henne erstmals die Entlastung der Vorstandschaft vornehmen durfte. Zwar hatte er schon einmal 2020 der Zunftversammlung beigewohnt, damals aber noch als hoffnungsvoller Bürgermeisterkandidat. Inzwischen ist vieles passiert und in seinem Schrank hänge bereits ein passgenaues Häs für die Bürgermeisterabsetzung, die hoffentlich 2023 stattfinden kann, verriet Henne. Zu den Klängen der Ziehharmonika von Christoph Mayer, endete die Zunftversammlung mit dem gemeinsamen Gesang des Elferliedes.

Ehrungen:

Das Abzeichen in Bronze der Vereinigung Schwäbisch Alemanischer Narrenzünfte erhielt Manuel Huber für dessen Verdienste beim letzten Narrentreffen verliehen. Vizezunftmeister Christoph Mayer verlieh folgende Orden der Narrenzunft: Eine Urkunde für 60 Jahre Zunftrat ging an Edgar Neff. Für 44 Jahre Zunftrat erhielt Schneewalzerkönig Hansjörg Jedelhauser den Zunftorden in Gold (für ihn musste es eine närrische Jahreszahl sein, scherzten Haag und Mayer). Ebenfalls den Zunftorden in Gold für 40 Jahre Zunftratstätigkeit erhielten Alfons Müller und Werner Gros. Den Zunftorden in Silber erhielten Manfred Geiselmann und die Wirtsleute Rudi und Susanne Spieß, die sich jahrzehntelang für die Bewirtung der Stadthalle verantwortlich zeigten. Einen Zunftorden erhielten Michaela Scheible und Georg Schöllhorn. Einen Freundschaftsorden erhielten Wolfgang Wespel vom städtischen Bauhof und Gerhard Frick, Präsident der Königstäler Narren, Kanonier und helfende Hand, wann immer es nötig ist.

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