Rosemie Warth – sonst nix…..

Häkelqueen führt europaweite Kehrwoche ein

Unterhaltsame Sinnsuche begeistert beim Heimspiel im ausverkauften Haus am Stadtsee

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 18.12.2017, Ausgabe Bad Waldsee – Aulendorf

Das Sprichwort vom Propheten, der im eigenen Land nichts gilt, entpuppte sich am Samstagabend definitiv als falsch. Das Haus am Stadtsee war bis auf den letzten Platz ausverkauft, als die gebürtige Waldseerin Rosemie Warth mit ihrem Soloprogramm „sonst nix….“ bei Kultur am See zu Gast war. Fasziniert verfolgten die Besucher, wie Rosemie ihre tiefschürfenden Erkenntnisse zum Lebenssinn aus dem Nix heraus entwickelte und gepaart mit Gesang, Tanz und flapsiger Wortakrobatik zum Leben erweckte.

Es sind jetzt ziemlich genau vier Jahre vergangen, seit Rosemie ihr Soloprogramm in Bad Waldsee erstmals präsentierte. Seitdem ist sie damit auf den Bühnen der Republik unterwegs und macht jetzt also wieder einmal Station beim heimischen Publikum, unter dem sich viele persönliche Bekannte finden. Die vier Jahre hat die Künstlerin genutzt, um noch etwas an der Programmkonzeption zu feilen, so dass auch jedem klar wurde „von Nix kommt Nix und aus Nix wird Nix“. Und schon sind wir mitten drin in ihrem Thema – die Frage wie man damit umgeht, wenn einem in Leben die Erkenntnis ereilt, „dass ringsum Nix isch“ und man auch beim eigenen Dasein merkt, „das Leben geht vorbei, des isch doch Beschiss!“ Warum? Weil man den Idolen nacheifert. Weil man tut, was einem lieb ist. Weil man der Nachwelt was hinterlassen will. Weil man das tut, was einem leicht fällt. Weil man als Schwäbin davon träumt, europaweit die Kehrwoche einzuführen. Alles gute Ratschläge, mit denen die netten Tanten von Rosemie ihr Leben auf die richtige Spur setzen wollten. Rosemie zeigt also den verdutzten Zuschauern eine Stepptanznummer von Fred Astaire und Ginger Rogers, wobei die Steppgeräusche interessanterweise durch Knusperbonbons im Mund erzeugt wurden. Vielleicht doch eher als Häkelqueen die Welt samt großväterlichem Alphorn umhäkeln und im Silicon Valley für die Softwaregiganten Bildschirmschoner häkeln. Rosemie als beachtenswertes Denkmal ihrer Heimatstadt brachte etwas Lokalpolitik in die Show und ihre kleinen Spitzen zur Festwiese auf der Bleiche und zum neuen Bürgerbüro wurden vom Publikum mit viel Applaus goutiert. Doch das ist alles Quatsch – für die Sinnsuche muss man locker werden. Dann ist es für Rosemie auch überhaupt kein Problem das Volkslied „Wer nur den lieben langen Tag“ als kantigen Rapp mit ekstatischem Breakdance zu präsentieren. Immer wieder überraschte Rosemie mit gewagt akrobatischen Tanzeinlagen, die von der angedeuteten Burleske, bis zu Riverdance, Flamenco und einem japanischer Geishatanz reichten.

Die gewonnene Erkenntnis nach den verschiedensten Lebenswegabschnitten verrät Rosemie natürlich auch, denn wenn das Publikum schon bereit ist, mit ihr durch das tiefe Tal der „Nix-en“ zu schreiten, dann darf es auch am Scheitelpunkt der Erkenntnis dabei sein. „Was Besseres wie mi hab I nie!“. Rosemie hat das eigene Leben als Überraschungspaket angenommen und empfiehlt auch den Besuchern sich so beschenken zu lassen. Ihr Programm „sonst nix….“ war schon mal ein Vorgeschmack auf die reichen Geschenke, die ein Leben so bereit hält.

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