St. Peter Orgelweihe und Ehrenamt

Schwester Paulin über geglücktes Leben im Ehrenamt

Seelsorgeeinheit feiert mit den engagierten Gemeindemitgliedern

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 16. Januar 2017, Ausgabe Bad Waldsee

Freitagabend in Reute, Samstagabend in Bad Waldsee und Sonntagnachmittag in Michelwinnaden – am vergangenen Wochenende haben sich die Hauptamtlichen der Seelsorgeeinheit Bad Waldsee mit den Ehrenamtlichen getroffen, um diesen ein Zeichen der Wertschätzung für das Engagement in der Kirche zu geben. Ein gutes Essen, ein gemeinsamer Gottesdienst und ein Überraschungsgast sind die Komponenten aus denen sich in Reute und Bad Waldsee der sogenannte Ehrenamtsabend zusammensetzt. In Reute waren es rund 120, in Bad Waldsee über 200 Ehrenamtliche, die das Dankeschön der beiden Pfarrer Stefan Werner und Thomas Bucher entgegen nahmen. In Michelwinnaden wird traditionell mit einem Gemeindenachmittag gefeiert und die Kirchengemeinde in Haisterkirch wird angesichts des bevorstehenden Sebastianifestes erst im Laufe des Frühjahrs mit den Ehrenamtlichen festen.

In der Kirchengemeinde St. Peter in Bad Waldsee wurde das Treffen der Ehrenamtlichen heuer mit einem musikalischen Abendlob in der Pfarrkirche begonnen. Vor allem der Musik gehörte eine besondere Aufmerksamkeit, denn die frisch restaurierte Orgel wurde offiziell eingeweiht (Die SZ berichtete über die Orgelrestauration). Damit die Kirchenbesucher das Geschehen auf der Orgelempore miterleben konnten, wurde dies auf eine große LED-Videowand im Chorraum übertragen.

Im Gemeindehaus warteten nach dem rund 90-minütigen Abendlob in der eher kühlen Pfarrkirche bereits die Messner, Pfarrsekretärinnen, Diakone, Gemeindereferentinnen und die beiden Pfarrer Werner und Bucher mit dem warmen Abendessen. Logistisch perfekt wurden die 210 Ehrenamtlichen mit Speis und Trank versorgt. Im gegenseitigen Treffen und Kennenlernen liegt ein Kernelement des Abends. Ein Merci-Schokoladtäfelchen mit einem Namensaufdruck an jedem Platz motiviert zur Suche nach der zugehörigen Person. Für die SZ galt es in diesem Fall herauszufinden, wer sich hinter dem Namen Paula Kraft verbirgt. Das Suchspiel führt zunächst zu Birgit Wehrle, sie ist bei der Sternsingeraktion aktiv. Die Suche geht weiter. Gertrud Meier koordiniert den Besuchsdienst, Maike Luzius und Tina Reichle sind beides Ministrantinnen, Marion Bohner engagiert sich bei den Chorwürmer und als Köchin bei der Ministrantenfreizeit. Gisela Kiefl arbeitet bei der Kleiderstube mit und hat auch den entscheidenden Hinweis der zur gesuchten Person führt. Paula Kraft ist ebenfalls seit 20 Jahren aktiv bei der Kleiderstube im Dachsweg dabei.

Überraschungsgast des Abends war Schwester Paulin Link mit einem bemerkenswerten Vortrag über geglücktes Leben. Schwester Paulin verstand es aus dem Leben der Seligen Guten Beth, in ihren Augen „ein Leben das geglückt ist“, wertvolle Anregungen in unsere heutige Zeit zu transformieren. Ist unser Leben noch nicht geglückt, so kann dies an Wunden liegen. „Die Gute Beth war mit den fünf Wundmalen stigmatisiert und auch unsere Zeit hat fünf Wunden“ in der Sicht der Schwester. Jeder dieser Wunden setzte sie eine Lösungsoption aus dem Leben der Guten Beth entgegen. Zunächst einmal war da die Entsolidarisierung der Gesellschaft, die Absicherung des Ich. Dem steht naheliegend die Solidarisierung entgegen, wie sie von der Guten Beth mit der Armenspeisung auf Augenhöhe, das heißt nicht als Almosen sondern in Würde, praktiziert wurde. Die zweite Wunde der Zeit ist die Beschleunigung und das Tempo. Die Gute Beth war zwar in ihrer Klause vom Trubel der Welt abgeschnitten, lebte aber dennoch bewusst in der Gegenwart. Schwester Paulin ermunterte die Ehrenamtlichen „Lernen Sie, sich unterbrechen zu lassen. Tun Sie Dinge die einem Freude machen“. Dann gab es noch die „Obdachlosigkeit“ mit dem Ansporn innerhalb der Kirche Räume zu schaffen, in denen sich die Menschen wohl fühlen. Gegen die Wunde der Gottvergessenheit habe Gott selber ein Zeichen gesetzt, in dem er seinen Sohn auf die Welt gesandt hat. „Gerade haben wir Weihnachten gefeiert“ machte Schwester Paulin diesen Umstand bewusst. Schließlich als fünfte Wunde der Zeit machte sie die „Unfähigkeit gut zu leben und gut zu sterben“ aus. Die Gute Beth war geprägt von Beziehungen, zu Gott und zu den Menschen. „Leben Sie Beziehungen, zu sich selber, zu den anderen und zu Gott“. Nicht umsonst habe die Gute Beth von der Bevölkerung den Beinamen „die Gute“ erhalten, denn ihr Leben war gut, es war geglückt, war das Resümee an Ende des Vortrags.

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