Zunftball der Narrenzunft Waldsee im Haus am Stadtsee
Test bestanden – Haus am Stadtsee ist narrentauglich
Zeitreise in die 80-er und 90-er begeistert weit über 800 Narren
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 13.02.2023
Durch Raum und Zeit wurden die mehr als 800 Besucher des Waldseer Zunftballs am vergangenen Samstag geschleust. Räumlich war es von der Stadthalle ins Haus am Stadtsee gegangen und zeitlich führte das Motto zurück in die 80-er und 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts. Eine Zeit, in der die Waldseer Bevölkerung über eine bemerkenswerte Fitness verfügen musste, denn die Zahl der bunten Aerobicanzüge, die für den Zunftball nochmals zu neuem Leben erwachen durften, war enorm. Nicht nur Oberbürgermeister Matthias Henne nannte solch ein Exemplar sein eigen, auch die beiden Moderatoren Alexander Bösch und Stefan Scheiter präsentierten sich quietschbunt auf der Bühne. Für jene rund 5000 Besucher die den letzten digitalen Zunftball online verfolgt hatten, ein gewohnter Anblick.
Dass Zeitreisen in die 80-er und 90-er Jahren nicht ganz so einfach zu bewerkstelligen sind, wie sich das die Zunftoberen gedacht hatten, zeigten die Jungelfer mit Ihrer Adaption des Kinoklassikers „Zurück in die Zukunft“. Anstatt in der Zukunft landeten sie mal im Jahr 1991 (da gab es leider auch keine Fasnet), ein andermal im Jahr 1987 als die Jungelfer gerade dabei waren, den Narrenbaum aufzustellen und bei einem Zwischenstopp im Jahr 1997. Dabei hatte sich Britney Spears als blinder Passagier in den DeLorean geschmuggelt. Das Jungelfer Männerballett als mehrfach geklonte Britney Spears begeisterte zum Lied „Baby one more time“. Es gab großartige Musik und legendäre Filme in den 80-er und 90-er Jahren – ein roter Faden der sich durch das Programm und die Moderation zog. Scheiter und Bösch hatten erkannt, dass der Hit „Felicita“ des 80-er Jahre Traumpaares Al Bano und Romina Power schon damals für den aktuellen Zunftball komponiert wurde – und zwar zum Refrain „Die Fasnet ist da“. Keinen Interpretationsspielraum brauchte es beim Tanz der Ballettschule Julia Waidacher zum Stück „Daddy Cool“ von Boney M. Die Vorführung war schlichtweg spitze. Die Gruppe wandelnder Dicsokugeln unter den Besuchern wird es gefreut haben. Genauso kreativ und phantasievoll waren die Kostüme als Rubik´s Zauberwürfel, Compact Kassetten, Starlight Express Rollschuhfahrer, Super Mario oder Kaugummiautomaten.
Mit „Looking for freedom“ gelang David Haselhoff, dargestellt durch Manfred Kucharowics, vielleicht die epochenprägende Hymne, wird sie doch in einem Atemzug mit dem Mauerfall genannt. Was bis jetzt aber unbekannt geblieben ist, war Haselhoffs ursprüngliche Herkunft aus Has-landen. Zum Zunftball waren seine beiden Brüder (Hanne Frick und Christoph Mayer) mit auf die Bühne gekommen, um die schwäbische Urversion des Megahits zu präsentieren. Unzählige Narrensprüche versteckten sich im Text inklusive des Refrains „Sara, sara, sara, sara, Pfanne hoad a Loch“. Für deutschsprachige, erfolgreiche Musik aus den 80-er und 90-er zeigten sich die Flippers verantwortlich. In goldglänzenden Anzügen schritten sie die Showtreppe von der Empore in den Saal herunter. „Weine nicht kleine Eva“ erklang und die Männer um Markus Fink verteilte Rosen und rote Luftballonherzen. Mit einer tollen Tanzformation zu „Wir sagen Dankeschön“ begründeten sie das Verlangen der Ballbesucher nach einer Zugabe. In den 90-er begann auch die Zeit der Boygroups. Die Zeitreise des Zunftrates gewährte einen Blick auf die Backstreet Boys als junge Hüpfer 1993 mit „Rock your body“, als weise gealterte Grandseigneurs 2043 mit „I want it my way“ und im tagesaktuellen Zustand mit „Get down“. Die Turnergruppe der TG Bad Waldsee unter der Leitung von Katja und Peter Scheible widmete ihren akrobatischen Auftritt nochmals einem Blockbuster. Aus dem Jahr 1986. Saltos, Handstände und akrobatische Überschläge standen auf dem Plan im Trainingscamp Top Gun aus dem gleichnamigen Film.
Die räumliche Transformation ins Haus am Stadtsee hat dem Zunftball nicht geschadet. Das Haus darf als narrentauglich betrachtet werden. Manche Besucher hat es sogar richtig gut gefallen und sie sehen den Ballsaal am liebsten auch in Zukunft hier, während andere doch Sehnsucht zur Stadthalle äußerten. Zunftmeister Roland Haag sieht diplomatisch auf die Örtlichkeit, denn für ihn ist es weniger der Raum, der einen guten Zunftball ausmacht, sondern vielmehr die Menschen und die Begegnungen die sich im Laufe des Abends ergeben. Dazu gab es nach dem Programm ausreichend Gelegenheit. Die Bühne und die Hälfte der Tische samt Stühlen wurden weggeräumt, so dass ausreichend Platz für Tanz und Gespräch war. Auch im zweistöckigen Foyer gab es genügend Raum, wo sich Henne nach dem Programm gegenüber der SZ begeistert zeigte. Es ist dieses Jahr das erste Mal, dass ich die Fasnet komplett mitmachen kann. Hut ab, es ist Wahnsinn, was hier alles geleistet wird“.
Die obligatorischen Zunftsformalien gerieten dank einer Büttenrede von Ordenskanzler Elmar Kibler über die selbstlose Amtsausübung der Zunfträte, die natürlich mit einem Orden belohnt wird, zu einer durchaus humorigen Angelegenheit mit Schmunzelpotential. Die Prinzengruppe bereicherte mit ihren prächtigen Kostümen, ihren Anekdoten und närrisch umgedichteten Lidern das Ballgeschehen.
Älteste Närrin beim Zunftball
Ehrung verdienter Narren
Es war Zunftmeister Roland Haag schon eine besondere Freude als er unter den Besuchern des Zunftballs die 97-jährige Rita entdeckte, die sich durch besondere Treue und Liebe zur Waldseer Narrenzunft hervorhebt. Selbst im hohen Alter versäumt sie es nicht, die Waldseer Zunft bei ihren Auswärtssprüngen zu begleiten.
Für besondere Verdienste geehrt wurden während des Zunftballs folgende Mitglieder: Sonja Rembold, Marco Ludescher und Roland Haag. Zu Ehrenzunfträten ernannt wurden Jörg Wieland, Johannes Frick und Elmar Kibler.
Als neue Zunfträte mit dem Zunftratstaler ausgezeichnet wurden Benjamin Geiger, Stephan Maucher und Johannes Glaser.
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