175 Jahre Franziskanerinnen von Reute

Einfach mal machen – große Veränderungen gehen von Frauen aus

Franziskanerinnen von Reute feiern 175 Jahre Zukunft


veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 03.07.2023

Die Wallfahrtskirche in Reute füllten am gestrigen Sonntag weit über 500 Gottesdienstteilnehmer bis auf den letzten Platz. Ausnahmsweise war es aber nicht die Gute Beth, die Wallfahrer aus nah und fern nach Reute lockte, sondern die Franziskanerinnen feierten ihr 175-jährige Ordensjubiläum. Politprominenz aus Bund und Land, kirchliche Amts- und Würdenträger, Mitarbeiter der St. Elisabeth Stiftung, die Vertreter der Heimatkommune Bad Waldsee und „alle wo sonsch no doa sind“ – O-Ton der Generaloberin Sr. Maria Hanna Löhlein bei der Begrüßung – haben den Weg auf den Reutener Klosterberg gefunden.

Das Motto, das sich die Schwestern für ihr Jubiläum gegeben haben lautete „175 Jahre Zukunft“. Wie ein roter Faden zog es sich durch die Grußworte und Ansprachen und blitzte bereits beim Rückblick auf die Anfänge der Gemeinschaft immer wieder durch. Diese lagen im Revolutionsjahr 1848 in der damaligen Oberamtsstadt Ehingen (die SZ berichtete bereits ausführlich über die 175-jährige Geschichte). Der Ehinger Oberbürgermeister Alexander Baumann überbrachte Glückwünsche und blickte auf das segensreiche Wirken der Franziskanerinnen zurück, das jedoch 2017 mit dem Wegzug der letzten beiden Franziskanerinnen zu Ende ging. Dennoch zeugen weiterhin mehrere soziale Einrichtungen in seiner Stadt von dem Wirken der Schwestern. Durch ein szenisches Spiel von fünf Schwestern wurde die Gründungsgeschichte verdeutlicht. Mit „Einfach mal machen“ so Baumann, dürfte deren Tun ganz gut umschrieben sein, zumal ihnen in den Anfangsjahren Widerstände vom Bürgertum und vom Klerus entgegenbrandeten. Dass es sich lohnen kann sich dagegen hinwegzusetzen, zeigt die 175-jährige Erfolgsgeschichte und selbst Domkapitular Thomas Weißhaar kam am Ende seiner Predigt zum Ergebnis, dass es gut sein kann, „wenn die Schwestern weder auf Politiker noch auf den Bischof hören“. Zustimmendes Raunen bei den Gottesdienstbesuchern war ihm da sicher. Weißhaar leitete den Festgottesdienst, in dem es natürlich auch um das franziskanische Selbstverständnis und um das Leitwort der Gemeinschaft ging. „Gott in der leidenden Menschheit zu dienen“ war bereits Motivation der fünf Gründerinnen. Weißhaar´s „Gehet hin in Frieden“ am Ende der Liturgie war allerdings eine Finte, denn direkt im Anschluss an den Schlusssegen, gab es noch viel Hörenswertes in der Wallfahrtskirche. Zunächst einmal das Musikstück Highland Cathedral vom Musikverein Marbach unter der Leitung von Anton Merkle. Seine 40 Musiker hatten bereits den gesamten Gottesdienst über für die musikalische Umrahmung gesorgt. Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, lobte in ihrer Festansprache die Weitsicht der Reutener Schwestern. Von den Anfängen vor 175 Jahren, über die Gründung vieler sozialer Einrichtungen, bis hin zum jetzt laufenden Klosterbergprojekt (die SZ berichtete mehrfach) „leben und wirken die Schwestern am Puls der Zeit“ so Razavi. Ihr Verhältnis zur Generaloberin darf als durchaus herzlich bezeichnet werden, was übrigens genauso für die Abgeordnete des Bundestages Heike Engelhardt gilt. In ihrem Grußwort betonte Engelhardt, dass die großen Veränderungen von Frauen aus gehen. Zur Auflockerung der Grußworte spielten Magdalena und Johanna Renner auf Geige und Cello das Stück „Somewhere over the rainbow“. Bereits während des Gottesdienstes hatten die Streicherinnen mit ihrer Variation des Sonnengesangs ein äußerst stimmungsvolles Stück gespielt. Weitere Grußworte kamen von Matthias Henne, Oberbürgermeister von Bad Waldsee, Harald Sievers, Landrat im Kreis Ravensburg und von Matthäus Karrer, Weihbischof. 150 Minuten waren seit dem Gottesdienstbeginn vergangen, als die Gottesdienstbesucher – allen voran die Redner der Grußworte – zu den Klängen des Musikvereins Marbach den Klosterberg hinab zogen. Unten auf der Wiese wartete das Festzelt und im weiteren Verlauf des Nachmittags ein kurzweiliges Begegnungsprogramm.

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