Reute – Gaisbeuren Perspektiven

Quartiersimpulse, Dorfentwicklung und Klosterberg

Drei Programme, viele Akteure und ein Ziel – Perspektiven für Reute-Gaisbeuren

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 04.10.2022

Rund 100 interessierte Bürger waren am Donnerstagabend in die Durlesbachhalle gekommen, um von fachkundiger Seite zu hören, welche Perspektiven sich für Reute-Gaisbeuren in den nächsten Jahren abzeichnen. Neben dem Blick in die Zukunft war der Abend aber vor allem eine Momentaufnahme, wo und wie die verschiedenen Programme und Akteure in den letzten drei Jahren aktiv waren und bei welchen Themen ihre Bemühungen ineinander greifen.

Von außen betrachtet, gilt es zunächst einmal den Überblick zu gewinnen, wer was macht. Da wäre zum einen die Solidarische Gemeinde unter deren Federführung die Quartiersimpulse erarbeitet wurden. Dann gibt es das Büro Stadtberatung von Dr. Sven Fries, das im Auftrag der Stadt Bad Waldsee und in Kooperation mit den Franziskanerinnen von Reute ein Grobkonzept für eine Dorfentwicklung erstellt hat. Dritter Akteur auf dem Spielfeld ist schließlich das Kloster selbst, welches mit dem Projekt Klosterberg bereits die Weichen für die Zukunft der franziskanischen Gemeinschaft in Reute gestellt hat. Allesamt greifen sie Themen auf, die im unmittelbaren Lebensumfeld der Bewohner von Reute-Gaisbeuren angesiedelt sind. Ein Umstand, der durchaus gewisse Erwartungen der rund 100 Besucher an den Informationsabend „Perspektiven für Reute-Gaisbeuren“ begründet.

Bürgermeister Matthias Henne hatte eingeladen und freute sich nach einem schwungvollen Auftakt der Kindertanzgruppe von Annette Schreiber rund ein Dutzend Verantwortliche zu begrüßen, die in ganz unterschiedlicher Weise ihren Beitrag geleistet haben und auch weiterhin aktiv sind. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei sicherlich Ortsvorsteher Achim Strobel ein, der vieles koordiniert, als Ortsvorsteher die Formalitäten im Blick hat und sich dazuhin ehrenamtlich einbringt. Zusammen mit Dr. Konstantin Eisele leitet er die Solidarische Gemeinde, die in Kooperation mit Isabel Sonntag von der Stadt Bad Waldsee in den letzten drei Jahren die Quartiersimpulse auf den Weg gebracht hat. Früchte der Arbeit und der rund 70-Tausend Euro Fördergelder sind die Etablierung des Quartiermanagers Christian Wallnhöfer, die Schaffung von Begegnungsorten in Form von Sitzgruppen oder die Ausstattung des ReparaturTreffs. Auf dem zurückgelegten Weg wurden Interviews geführt, Bürgergespräche angeboten und es gab Konferenzen mit Fachleuten. In einer dieser Konferenzen ging es um die Vernetzung von Pflegeeinrichtungen. Martina Steinhauser von der Sozialstation Gute Beth war daran beteiligt und erklärt im Gespräch mit der SZ, dass als Idee das Modellprojekt „Verhinderungspflege im Gasthaushalt“ in Reute-Gaisbeuren etabliert werden soll. Die im Prozess gesammelten Ideen und Bedürfnisse folgen zwar grundsätzlich dem Leitbild „Gutes Älterwerden vor Ort“, aber es ergab sich ein großer Konsens, dass dieser Lebenswert nur gelingt, wenn auch junges Leben im Ort auf gute Voraussetzungen stößt. Julian Maucher und Natalie Fink von der Gruppierung Dorfkinder erläuterten die in einem Wettbewerb prämierten Imageplakate, die bereits in diesem Sommer wiederholt an den Ortseingängen die Reisenden begrüßten.

Ist das Projekt Quartiersimpulse jetzt mehr oder weniger abgeschlossen, so hat der eng verknüpfte Prozess der Dorfentwicklung mit der Erstellung eines Grobkonzeptes gerade seine erste, aber wichtige Phase beendet. Dr. Sven Fries, Chef des Büros Stadtberatung, erläuterte das Vorgehen und die Ergebnisse seiner Mitarbeiter, die ebenfalls viel mit den örtlichen Akteuren kommuniziert hatten, um herauszufinden, welche Ziele für die Ortschaft und das Kloster wichtig sind. Da eigentlich niemand freiwillig von Reute-Gaisbeuren wegziehen wolle, beschäftigt sich ein Themenfeld der Dorfentwicklung mit zukünftigem Wohnen. Unkonventionellen Denkansätzen, wie Immobilientausch sollte man offen gegenüberstehen, erläuterte Verena Hübsch von Stadtberatung. Eine gestaltende Rolle im Hinblick auf die Befriedigung herrschender Wohnbedürfnisse hat das Koster übernommen. Das Klosterbergprojekt mit dem klosternahen Wohnen und die Überbauung der Schmid´schen Höfe stehen auf der Agenda und wurden von Generalvikarin Sr. Rebecca erläutert. „Wir werden bauen“ war ihre klare Botschaft, auch im Angesicht der schwierigen Zeiten. Der Projektkoordinator Claus Mellinger sprach von Leitplanken für die Dorfentwicklung, die mit generationengerechten Wohnformen auf den Schmid´schen Höfen gesetzt werden.

Die Schaffung von Räumen für Kommunikation und von frei zugänglichen Treffpunkten – gerade für die Jugendlichen, die auch gerne in Reute-Gaisbeuren wohnen – ist wichtig. Mit dem Format „HenneHörtHin“ ist es bereits gelungen, eine kommunikative Brücke zwischen den städtischen Akteuren und der jugendlichen Bevölkerung zu schlagen. Noch einmal lohnt der Blick auf das von Fries vorgestellte Grobkonzept der Dorfentwicklung. Es bildet nämlich die formal wichtige Grundlage, auf deren Basis nun die unterschiedlichsten Fördertöpfe angezapft werden können. Also lautete das Schlusswort von Henne „Ich freue mich auf alles was da noch kommt.“

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