John McPhilbin – Trapperkanu

Fahrt mit dem Trapper Kanu für Pressefreiheit

Joseph McPhilbin verwirklicht einen Traum und will über wichtige Dinge reden

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 29.09.2022

Zu Wasser und zu Land will der in Bad Waldsee lebende Künstler Joseph McPhilbin die nächsten Wochen bis nach Canton de Bâgé, der französischen Partnergemeinde von Bad Waldsee, reisen und unterwegs mit den Menschen über die wirklich wichtigen Dinge reden. Bei den wirklich wichtigen Dingen denkt McPhilbin vor allem an eine Herzensangelegenheit – das Schicksal von Julian Assange und dessen Bedeutung für die Pressefreiheit.

Doch der Reihe nach. Beim Pressegespräch vergangener Woche war bereits alles gepackt. Das selbstgebaute Trapper Kanu ist schon seit geraumer Zeit fertig und wartet darauf, nicht nur Stadtseewasser unter dem Kiel zu haben. Seit Montag nun ist McPhilbin unterwegs. Die Route, die er zurücklegen will führt entlang der Schussen, in den Bodensee und weiter in den Rhein. Weiter soll es durch den Rhône-Rhein Kanal zum Doubs und dann in die Saône gehen. Am Ufer der Saône, nach rund 700 Kilometer Reise befindet sich die Partnergemeinde von Bad Waldsee – Canton de Bâgé. Die Steinach und auch auf weiten Teilen die Schussen führen aber zu wenig Wasser für sein Trapper Kanu, erklärt McPhilbin. Deshalb wird das Boot zunächst auf einem selbstgebauten Kanuwagen geschoben, der auch immer bei nicht fahrbaren Flusspassagen, wie z.B. der Rheinfall, zum Einsatz kommen soll.

Joseph McPhilbin stammt ursprünglich von der Isle of Wight in England. Dort absolvierte er auch eine Collegeausbildung als Kunstlehrer. Im Alter von 44 Jahren zog er 1998 nach Deutschland und seit 2006 lebt er in Bad Waldsee. Da seine ursprüngliche Berufsausbildung in Deutschland nicht anerkannt wurde, hat er als Forstarbeiter und in Landschaftsgärtnerischen Betrieben gearbeitet. Dort hat er nach seinem Dafürhalten viel zu oft Bäume gefällt und viel zu viel Beton in Haus- und öffentlichen Gärten verbaut, was für ihn ein gewalttätiges Tun an der Natur ist. McPhilbin ist jedoch überzeugt, „Die Welt funktioniert nur, wenn wir keine Zeit mit Krieg und Gewalt verschwenden“. Gegen diese Zeitverschwendung will McPhilbin ankämpfen. „Ich bin kein Experte, aber ich möchten meinen Anteil leisten, gegen die stets knapper werdende Zeit anzukämpfen“, erklärt er. Deshalb liegt für ihn der Schwerpunkt der Reise auch nicht im Bewältigen einer großen Distanz, sondern er möchte unterwegs die Gespräche mit den Menschen suchen, um über die wichtigen Dinge zu reden. Und bei diesem Thema fällt der Name von Julian Assange. Der Name steht auch auf einem großen Plakat, dass mit auf die Reise geht und mit dem McPhilbin an allen Stationen auf das Schicksal von Assange aufmerksam machen möchte. Als Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks habe Assange ab 2010 die Veröffentlichungen von Kriegstagebüchern der USA aus den Kriegen in Afghanistan und im Irak ermöglicht sowie Videomaterial das offensichtliche Kriegsverbrechen zeige öffentlich zugänglich gemacht erklärt McPhilbin. Nach vorrübergehendem Schutz in der ecuadorianischen Botschaft in London sitzt Assange inzwischen im britischen Hochsicherheitsgefängnis. Bei der Auslieferung an die USA müsse er mit einem Urteil von 175 Jahre Gefängnis rechnen. Dies empfindet McPhilbin als ungerecht und unterstützt deshalb die internationale Bewegung „Free Assange“, also „Lasst Assange frei“.

Neben den Gesprächen mit den Menschen möchte McPhilbin auch Zeit mit dem Verfassen von Poetry verbringen. Poetry, da ist er wieder ganz der Künstler, ist für ihn Gereimtes aber auch Prosatext. Über die Gedanken und Erlebnisse während der Reise wird eine Sammlung mit Poetry entstehen, ist er zuversichtlich. Es ist auch mehr das Künstlerherz, als das Abenteurerherz das in ihm schlägt. Wie es sich für einen Künstler gehört, arbeitet McPhilbin gerne mit den Händen und es war für ihn auch gar keine Frage, dass er das Boot mit dem er reisen wird, selber herstellt. Er entschied sich für ein Trapper Kanu, wie es ursprünglich zur Erschließung der amerikanischen Weiten und für den Pelzhandel genutzt wurde. Die Bauweise habe er von kanadischen Ureinwohnern während seiner früheren Reisen gelernt. Die einzelnen Rippen des Bootskörpers wurden mit heißem Wasser gebogen, erklärt er. Die Bauzeit betrug ungefähr fünf Monate und nun ist es endlich soweit. McPhilbin ist seit Montag mit seinem Trapper Kanu unterwegs nach Canton de Bâgé.

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Info: Bei vertieftem Interesse am Schicksal von Julian Assange wird man auf folgender Internetseite fündig https://freeassange.eu

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