Wir dürfen wieder singen
Fronleichnamsgottesdienst im Pfarrgarten Michelwinnaden
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 4. Juni 2021
Etwas oberflächlich betrachtet, war das diesjährige Fronleichnamsfest ganz so, wie man es all die Jahre gewohnt war. Der Gottesdienst fand im Grünen statt, Blasmusik begleitete die Gemeinde, der Kirchenchor sang Lieder, der Pfarrer segnete mit der Monstranz und am Schluss sangen alle voller Inbrunst „Großer Gott wir loben dich“.
Da es sich aber bereits um das zweite Fronleichnamsfest in Zeiten der Coronapandemie handelte, war es auch in Michelwinnaden am gestrigen Fronleichnamstag ein klein bisschen anders als man es gewohnt war. Nach wie vor war eine Prozession nicht möglich. Dafür war es aber erstmals nach langer Zeit wieder möglich, dass die Gemeinde gesungen hat. Pfarrer Thomas Bucher erklärt den rund 70 Gottesdienstteilnehmern, dass es per bischöflicher Weisung im Freien wieder erlaubt ist, dass die Gemeinde während des Gottesdienstes an zwei Liedern mitsingt. „Wir dürfen wieder singen“, so Bucher. Auch für das achtköpfige Ensemble des Musikvereins Concordia unter der Leitung von Karin Michele-Klösges war es seit langer, langer Zeit wieder der erste öffentliche Auftritt. Mit stimmungsvollen Stücken wie Amazing Grace und The Rose bereicherten die Musiker die Messfeier im Pfarrgarten.
Gerade für einen Fronleichnamsgottesdienst ist der Pfarrgarten ein ausgezeichneter Ort. Die Wiese war nur teilweise gemäht und so fand sich zentral vor dem Altar ein natürlicher Blumenteppich, in dem hunderte weiße Margeriten blühten. Dazu kamen noch die von Menschenhand gefertigten Blumenteppiche. Wie bereits im ersten Coronajahr erfolgreich praktiziert, hatten mehrere Gemeindemitglieder je eine quadratische Holztafel zuhause floral gestaltet und dann mit in den Pfarrgarten gebracht.
Der eigentliche Sinn von Fronleichnam liegt aber nicht im Umstand, dass im Freien Gottesdienst gefeiert wird, sondern es gehe um das Vermächtnis Jesu, der seine Jünger aufforderte, in Verbundenheit mit Gott Vater eine Gemeinschaft zu stiften, erläuterte Bucher in seiner Predigt. Dieser Auftrag Jesu würde in der Fronleichnamsprozession sichtbar werden, denn mit der mitgeführten Monstranz wird für jeden sichtbar, wie Jesus Botschaft in unsere Lebenswelt hineingetragen wird, so Bucher. Ganz kurz und knapp findet sich Jesu Vermächtnis auch in der Schlussformel von jedem Gottesdienst „Geht hin und wirket seinen Frieden“. Bevor es aber so weit war, sang ein Frauenquartett des Kirchenchores Michelwinnaden unter der Leitung von Elisabeth Girmes und Pfarrer Bucher segnete die Gemeinde mit der Monstranz. Mit dem Lied „Großer Gott wir loben dich“, endete der Fronleichnamsgottesdienst, so wie er immer endet. Die Blasmusik spielt, Chor und Gemeinde singen mit Begeisterung und der Pfarrer mit den Ministranten geht zurück in die Kirche.
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