Kolpingtheater Bad Waldsee 2020

Die Hauptrollen sind männlich und im Doppelpack

Theaterensemble der Kolpingfamilie begeistert bei Premierenvorstellung

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 20.01.2020

Ein äußerst harmonisches und schauspielerisch sehr starkes Ensemble stand in diesem Jahr mit dem Stück Liebeslust und Wasserschaden auf der Bühne im Gemeindehaus St. Peter in Bad Waldsee. Zum Premierenabend am Freitag war das Haus mit 220 Besuchern voll besetzt. In zweieinhalb Stunden Theater erlebten die Zuschauer nicht nur unzählige humorige Sprüche, sondern auch ein feines Gespür der Akteure für die Bedeutung von Mimik und Gestik zur Unterstreichung der Geschichte. Eine Leistung der Akteure, die verdient mit lang anhaltendem Applaus honoriert wurde.

In dem dreiaktigen Stück Liebeslust und Wasserschaden von Hans Schimmel stehen die zwei Junggesellen Siegfried Klein (Robert Ettinger) und Kalle Kurz (Stefan Scheiter) im Visier der liebeslustigen Damen. Stocksteif, prüde und eigentlich absolute Spaßbremsen führen die beiden ein absolut unaufgeregtes Leben, in dem ein Rubellos schon für ekstatische Dramaturgie sorgt. Die Zuschauer bekommen einen Einblick in dieses Leben und in die penibel gepflegte Wohnung von Siegfried. Seine Vermieterin Maria Schmitzke (Marion Metzler) schaut nach dem Rechten, ist nicht auf den Mund gefallen und hält es für angebracht, die Wohnung einer Grundsanierung zu unterziehen. Dafür hat Schmitzke die beiden Elektriker Peter Krumm (Robert Amann) und Winfried Schief (Reinhard Schüssler) engagiert. Außerdem müssen auch noch die Wasserinstallationen modernisiert werden, wofür die beiden Klempnerinnen Mechthild Schreck (Yvonne Kaemnitz) und Susi Schraube (Anna Heilmann) in der Wohnung aktiv sind. Doch goldenes Handwerk hat nicht immer goldenen Boden, wie sich alsbald zeigt. Überall liegen Kabel, Rohre und Handwerkszeug. Fortschritte sind nur in der Ausserfunktionssetzung der Strom- und Wasserversorgung sichtbar und der penetrant lethargische Peter Krumm lebt nur einmal auf, als er minutenlang an der kurzgeschlossenen Stromleitung zappelt – schauspielerisch eine beachtenswerte Leistung von Amann. So weit, so schlecht für Siegfried Klein. Er hat aber auch noch eine Schwester – Rita Klein (Helga Munz) – die sich rührend um ihren Bruder kümmert und gerne ihren Teil dazu beiträgt, sein Junggesellendasein einem glücklichen Ende zuzuführen. Ihre Freundin Katrin Niedlich (Christine Auer) wird kurzerhand bei Siegfried einquartiert, da Katrins Wohnung aufgrund Wasserschadens unbewohnbar ist. Und nun nimmt das Schicksal für die beiden Junggesellen Siegfried und Kalle seinen Lauf. Der Einzug von Katrin erfolgt in Siegfrieds Abwesenheit. Doch bald schon kommt es zur ersten Begegnung mit dem „halbnackten Subjekt“, was Siegfried aber mit dem Kommentar „ka it sei, nicht existent!“ wahrzunehmen versucht. Was nicht sein kann – eine Frau in der Jungesellenwohnung – darf auch nicht sein. Doch in der Tat ist da gerade eine rothaarige Frau, nur mit Badetuch bekleidet und einem lässigen Gläschen Sekt in der Hand durch seine Wohnung gestöckelt. Es sind Bilder für die Ewigkeit, wie die beiden Junggesellen versuchen, die so ungewohnten Amourösitäten zu verarbeiten. Siegfried wird umworben von Katrin und auch Kalle findet seine Bewunderinnen mit Rita und der schon nahezu mannstollen Klempnerin Susi, die ihre Liebreize großzügig an die Herren der Schöpfung verteilt.

„I will nur mei altes Leben zurück“ ruft Siegfried verzweifelt, als ihm Handwerkerchaos und Liebeslust zu viel wird. Mit welchen Strategien es ihm gelingt, die Situation zu bewältigen und ob Amors Pfeil wirklich trifft, sei hier noch nicht verraten. Aber die Leistung von Ettinger und Scheiter in ihrer Doppelrolle ist grandios. Allein die Erscheinung der beiden und ihre dramaturgische Mimik stoßen im Publikum die ersten Lachsalven an. Dem Ensemble um Regisseur Ulrich Hörmann ist es problemlos gelungen, das Publikum in den Handlungsverlauf mit hinein zu nehmen. Dazu trägt auch der Running Gag mit dem dichtenden Postboten (ebenfalls Hörmann) bei, dessen Pointe kurzerhand durch die Zuschauer adaptiert wurde.

Ein gelungener Theaterabend, zu dem gediegene Salonmusik im Foyer mit Uwe und Sophie Auer genauso gehört, wie der Umstand, dass von jeder Eintrittskarte ein Euro für die Villa WarnaWarni, ein Schulprojekt in Indonesien, gespendet wird.

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