Werkstatt Lesung im Atelier Jedelhauser
Fünf Marienland Autorinnen präsentieren persönliche Werke
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 20.06.2022
Titelbild:
Die Schriftstellerinnen der Marienland Werkstatt Lesung, von links: Anne Hepp, Roya Rahmani Maja Steinestel, Renate Ill, Gabi Rief-Mohs und die Koordinatorin und Moderatorin Annette Maria Rieger.
Maria Menz, Maria Beig und Maria Müller-Gögler eint der gemeinsame Vorname Maria und unterscheidet der literarische Stil, mit dem diese drei oberschwäbischen Schriftstellerinnen ihren prominenten Ruf begründeten. Fünf weithin unbekannte Autorinnen melden sich in Reminiszenz an diese, von Martin Walser betitelten, Marialand Schriftstellerinnen zu Wort und traten mit ihren oft persönlichen Texten an die Öffentlichkeit. Das Atelier der Puppenspielerin Angelika Jedelhauser in Reute diente als Forum, in dem Maja Steinestel, Renate Ill, Anne Hepp, Gabi Rief-Mohs und Roya Rahmani vor rund 30 Zuhörerinnen eine bunte Vielfalt an literarischen Stilen und Lebenserfahrungen boten.
Das Literaturnetzwerk Oberschwaben mit Annette Maria Rieger als Koordinatorin bietet seit drei Jahren an stets wechselnden Orten eine Plattform für Schrifttellerinnen, die mit den drei erstgenannten Marien dieselbe Heimat – Oberschwaben – haben. Maja Steinestel aus Bad Waldsee, die jüngste im Reigen und das allererste Mal vor Publikum, eröffnete die Lesung. Ihr handgeschriebenes Manuskript „Ich schreib dir Papa“ zieht die Zuhörer in eine unausweichliche Symbiose mit den Erlebnissen und Empfindungen der jungen Autorin. Ein Bekenntnis, dass sich zwingend Raum schaffen will und hinaus an die Öffentlichkeit muss. Wie auch andere Autorinnen, so führt auch bei Steinestel der Weg zur Schriftstellerei über den Versuch, erlebte Situationen schreibend besser zu begreifen. Der disruptiv nüchterne Stil der jungen Autorin offenbart ein Potential, das geeignet ist, sich in der Literaturwelt einen eigenen Raum zu schaffen.
Ebenfalls Debütantin im Marienland ist die aus dem Iran stammende Ehingerin Roya Rahmani, die aus ihrem Buch „Tante Khorschid erinnert sich“ gelesen hat. Eine Erinnerung an Flucht und Vertreibung während des armenischen Genozid aus der Türkei in den sicheren Iran; eine Erinnerung die mit den persönlichen Details Betroffenheit hinterlässt. Gabi Rief-Mohs aus Mittelbiberach hingegen ist seit Anfang an eine der Marienland Autorinnen und ihre Texte, oft auch Lyrik, sind durch eine verschmitzt humorvolle Mundart geprägt. Auch bei Anne Hepp aus Äpfingen ist das schwäbische Idiom unüberhörbar und ihre Geschichte ist auch räumlich im Herzen Oberschwabens daheim. Überwindung persönlicher Ängste nicht nur durch Schreiben, sondern im Aufbruch zu einer zweitägigen Pilgerschaft auf dem Jakobsweg, zeugen von dem nicht immer einfachen Lebensweg. Renate Ill ist in Oberteuringen daheim und berichtet mit bedächtigem Wissen über das Leben, anhand einer Begebenheit während einer Zugfahrt. Trotz konträrer Lebenssituationen zweier Frauen entsteht Freundschaft. Rund 100 Minuten lang ließen die Autorinnen die Zuhörer an ihrer ganz persönlichen Sicht auf das Thema „Natur und Reisen“ teilhaben. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Multiinstrumentalisten Andieh Merk.
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