Pfingsten 2021

Pfingsten – das unbekannte und gefährliche Fest

Heiliger Geist komm auf uns herab und das nicht zu knapp

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 25. Mai 2021

Dass der Waldseer Pfarrer Stefan Werner vor Pfingsten warnt, scheint wiedersinnig und ist, zugegebenermaßen etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Nichts desto trotz aber scheint es mit dem Pfingstfest nicht ganz geheuer zu sein. Zumal inzwischen Umfragen bestätigen, dass es nicht mehr übermäßig viel Menschen in Deutschland gibt, denen die Hintergründe des Pfingstfestes bekannt sind.

Neben Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte christliche Hochfest, das aus dem Reigen der Feier- und Sonntage hervorsticht. Rein praktisch zeigt sich das schon daran, dass es mit dem Pfingstmontag gleich an zwei Tagen gefeiert wird –analog zu Ostern und Weihnachten. Lassen sich die beiden letztgenannten Feiertage noch recht gut mit christlichem Hintergrundwissen füllen – beim einen geht es um Christi Geburt, beim anderen um Christi Tod und Auferstehung, so geht an Pfingsten um das Wirken des Heiligen Geistes. Musikalisch ganz wunderbar präsentiert durch das Quartett Vieragsang, das zur Eröffnung das rhythmische Lied „Atme in uns Heiliger Geist, wirke in uns Heiliger Geist“ sang. Ein Anknüpfungspunkt für Werner, denn es gehe an Pfingsten um das Wirken des Heiligen Geistes in uns. In Texten und Liedern werde darum gebeten. Doch, so Werner, was wenn der Heilige Geist tatsächlich in uns wirkt? Wenn wir das Undenkbare denken, das Unmögliche tun, dem Unfassbarem Raum geben und alles neu machen, wie er es mit der Gemeinde im Tagesgebet formulierte? Das wären Entwicklungen, die den Einzelnen tatsächlich verändern und da ergibt es schon einen gewissen Sinn, wenn Pfarrer Werner plakativ vor einem Pfingstwunder warnt. Das Wirken des Heiligen Geistes am Pfingstfest wirft Maßstäbe über den Haufen und weist einen Weg in eine Freiheit, die wie ein ungewisses Experiment ist, weder bequem noch berechenbar. Eine Erfahrung, die auch schon die Apostel beim ersten Pfingstfest, 50 Tage nach Ostern gemacht haben. Aus der Apostelgeschichte weiß man, wie unberechenbar der Heilige Geist sein kann, es gab einen heftigen Sturm und Feuerzungen erschienen, als er zum ersten Mal in den Aposteln wirkte und diese mit der vielsprachigen Verkündigung des Evangeliums begannen. Dieses erste Pfingstfest nach Christi Auferstehung wird deshalb auch ganz gerne als der Geburtstag der Kirche bezeichnet – und damit liegt es auch nahe, dass Pfingsten ein wichtiger Festtag im kirchlichen Jahreskreis ist.

Nochmals Pfarrer Werner, der seine Gemeindemitglieder in Haisterkirch aufforderte über folgende Frage nachzudenken: „Welche Veränderung zum Guten könnte es geben, wenn der Heilige Geist in mir persönlich wirkt?“. Es könnte spannend werden – aber gefährlich ist es dann letztendlich doch nicht, wenn Gutes entsteht. Die Gruppe Vieragsang, das sind übrigens Antonie Hierlemann, Stefanie Hairbucher, Johannes Sonntag und Franziska Scherb, hatte schon mal musikalisch für frischen Wind gesorgt und ganz salopp formuliert „Heiliger Geist, komm auf uns herab und das nicht zu knapp“. 

Obwohl ganzjährig möglich, wird Weihrauch inzwischen fast nur noch an besonderen Tagen im Kirchenjahr eingesetzt – Pfarrer Stefan Werner mit dem Weihrauchfass beweihräuchert den Altar/die Heilige Schrift während des Gottesdienstes an Pfingsten in der Kirche St. Johannes Baptist in Haisterkirch

Ergänzende Infos zum Weihrauch Quelle: www.katholisch.de

Beweihräuchert werden die eucharistischen Gaben und alle Christussymbole im Kirchenraum, also Altar, Evangeliar und Altarkreuz, Taufwasser und Osterkerze oder Weihnachtskrippe, der Priester und die Gläubigen. Weihrauch kann seit 1970 in allen Heiligen Messen verwendet werden, beim Stundengebet, Prozessionen und Andachten, Beerdigungen sowie bei bestimmten Segnungen. Das Verbrennen von Weihrauch symbolisiert Reinigung, Verehrung, das Gebet („Wie ein Rauchopfer steige mein Gebet vor dir auf“, Psalm 141,2) und soll ein Zeichen der Gegenwart Gottes sein.

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