Weltgebetstag in Aulendorf

Die Suche nach Fairness auf den Philippinen

Weltgebetstag in Aulendorf stößt auf große Resonanz

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 06.03.2017, Ausgabe Bad Waldsee-Aulendorf

Es waren rund 80 Gläubige, bis auf wenige Ausnahmen nur Frauen, die am vergangenen Freitagabend zur Feier des Weltgebetstags in die Thomaskirche nach Aulendorf gekommen waren. Das ökumenische Vorbereitungsteam um Sabine Winkhardt hatte einen informativen, besinnlichen und auch musikalisch sehr stimmigen Abend vorbereitet. Grundlage war eine in 170 Ländern einheitliche Konzeption des Weltgebetstages, die dieses Jahr von einer Frauengruppe auf den Philippinen entwickelt wurde. Die weltumfassende Bewegung begeistert seit rund 100 Jahren die Menschen zum gemeinsamen Gebet. Auch für Marianne Mühleck-Elsäßer aus dem Vorbereitungsteam ist das ein Grund für ihr Engagement. „Ich habe eine Freundin in Paris, die feiert genau zur gleichen Zeit den gleichen Gottesdienst, wie wir hier in Aulendorf“ erzählt sie begeistert im Gespräch mit der SZ.

Der dreigeteilte Abend widmete sich zunächst in der Thomaskirche der Frage, was Fairness ist und in welchem Maße die Lebensumstände der Menschen auf den Philippinen unseren Vorstellungen von „fair“ entsprechen. In einer Informationseinheit vermittelten ab 18:00 Uhr Christa Magauer, Elke Windberg und Marianne Mühleck-Elsäßer wertvolle Informationen zu Land und Leute, Geschichte, Politik und Wirtschaft der Philippinen. Der Name Philippinen geht übrigens zurück auf den spanischen König Philipp, der im 16. Jahrhundert die Inselgruppe zur Kolonie machte und dessen Feudalsystem bis heute noch äußerst nachteilig für die Bevölkerung wirkt. Mit dem Wissen über politische und wirtschaftliche Dominanz der USA ab 1946, dem Versagen der philippinischen Regierungen von der Marco-Ära bis in die jüngsten Tage, konnten die Texte im Gottesdienst in einem schlüssigen Kontext erfasst werden. Im Interviewstil berichteten drei philippinische Frauen über ihre Situation. Das 15-jährige Mädchen (gesprochen von Sabine Winkelhardt), die als Haushaltshilfe ausgenutzt und der Willkür der Hausherrinnen preisgegeben ist. Die Tagelöhnerin (Stefanie Ambacher) die sich auf einer Plantage von Großgrundbesitzern und mit Gelegenheitsjobs verdingt. Auf eine von der Regierung versprochene Landreform wartet sie vergebens. Durch amerikanische Agrochemiekonzerne ist die Sortenvielfalt einheimischer Reissorten verloren gegangen und Bauern haben ihre Felder verpfändet, um die Schulden für Hybridsamen, Dünger und Spritzmittel zu bezahlen. Eine Witwe (Myra Fürst) berichtet über Schicksalsschläge aufgrund von Naturkatastrophen. Ereignisse die auf den Philippinen teils natürliche Ursachen haben (Erdbeben und Vulkane), inzwischen aber auch zunehmend durch die Klimaerwärmung geprägt sind. Zum einen lockerten die internationalen Lieder den Gottesdienst auf; andere hingegen waren verstärkend, wie das eindringend markante „Sigaw“ – ein Schrei gegen die Ausreden. Die musikalische Begleitung übernahmen die ökumenisch verstärkten Thomas-Blockflöten unter der Leitung von Dietlind Zigelli. Bei all den Schicksalen stellt sich die berechtigte Frage „Ist das fair?“. Der Gottesdienst stellte das großzügige Handeln Gottes anhand eines biblischen Gleichnisses gegenüber. Die Philippiner kennen eine ausgeprägte Tradition der Nachbarschafshilfe die mit solidarischer Verteilung der Ernte entlohnt wird. Nach dem Gottesdienst hatten die Gläubigen noch Gelegenheit im Gemeindehaus bei leckeren philippinischen Speisen den Abend ausklingen zu lassen.

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