Gelungener Einstieg mit vierstimmigem Gesang
40 Gläubige verteilen sich im großen Schiff von St. Peter
veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 11.05.2020
Erstmals nach dem totalen Stillstand und nach Zeiten von livestream Gottesdiensten via Youtube, öffneten am Sonntag die Gotteshäuser ihre Pforten wieder für gemeinsame Gottesdienste von Pfarrer und Gläubigen. Für diese Form in Zeiten der Coronapandemie wurde nun das Wort „Präsenzgottesdienst“ aus der Taufe gehoben. Unser Mitarbeiter Dietmar Hermanutz hat den ersten Präsenzgottesdienst in der Kirchengemeinde St. Peter in Bad Waldsee besucht.
Vor dem Betreten des Kirchengebäudes heißt es Maske aufsetzen und kaum ist man drinnen, beschlägt auch schon die Brille, da die warme Atemluft hinter der Maske direkt nach oben strömt. Nach und nach lichtet sich der Blick und man sieht die anderen Gottesdienstbesucher, die vereinzelt durch die Gänge schreiten und die mit Kärtchen gekennzeichneten Plätze einnehmen. Familien und Paare gelten für die Platzbelegung als eine Person, können also zusammen Platz nehmen. Jede zweite Bank ist allerdings mit einer dunkelroten Kordel abgesperrt. Die Glocken vom Turm rufen wie eh und je zum Gottesdienst, als wäre es ein ganz normaler Sonntag. Ist es aber nicht, denn nachdem vor rund acht Wochen der totale Stillstand in Kraft gesetzt wurde, war am gestrigen Sonntag so eine Art Premiere, zu mindestens aber ein Wiedereinstieg in ein Stück Normalität. 40 Gläubige hatten genug von livestream Gottesdiensten und schätzen es dass sie wieder ein Ort haben, an dem sie zusammen kommen dürfen. „Ein Gottesdienst macht die Qualität des Sonntags aus“ war im Anschluss auf dem Kirchplatz zu hören. Pfarrer Stefan Werner, der den Gottesdienst leitete, war es ein wichtiges Anliegen, dass der Auftakt gelingt. Zur sorgfältigen Vorbereitung gehört für ihn auf jeden Fall auch die Musik. Zwar war es den Gläubigen verwehrt, gemeinsam Lieder aus dem Gotteslob zu singen, aber sie wurden dafür entschädigt durch wunderschönen, vierstimmigen Gesang von Kathrin Reichle, Marina Bühler, Werner Hirsch und Pfarrer Werner. Die harmonische Musik und die ausgewählten Texte gaben dem Gottesdienst die Prägung einer meditativen Andacht. Werner lenkte den Blick auf den Gottesdienst als Ort und Zeit der Ruhe, um Gott in der Stille wahr zu nehmen und um seine Nähe zu spüren. Mit dem Lied „In der Stille angekommen“ gab es für diese Einheit einen passenden Abschluss. Mit dem Solo dios basta – dem Gott allein genügt, konzentrierte Werner in seiner Predigt das Sonntagsevangelium nach Johannes, weitete aber auch die Perspektive auf die Unsicherheiten und Sorgen in Zeiten der Coronapandemie. Für die Gläubigen ging die Mitwirkung über das stille Mitsummen der Gesänge hinaus, denn schließlich gehört zu jedem Gottesdienst das Gebet, das Jesus persönlich zu beten gelehrt hatte – das Vater unser. Das gemeinsame Vater unser Gebet ist ein wichtiges Gemeinschaft stiftendes Element jeder christlichen Zusammenkunft und selbstverständlich wurde es auch im gestrigen Präsenzgottesdienst von Gläubigen, Sängern und Pfarrer gemeinsam gebetet. Nach dem Schlusssegen wurden vom Messner alle fünf Portale der Kirche weit geöffnet, so dass die Gläubigen in kürzester Zeit wieder das Gotteshaus verließen. Zwei kleine Grüppchen fanden sich auf dem Kirchplatz und waren äußerst zufrieden, dass nun ein Stückchen Normalität zurückgekehrt ist, dazu noch in einer äußerst gelungenen Form. Bereits für den kommenden Sonntag plane man in St. Peter wieder die Rückkehr zu einer Eucharistiefeier mit Kommunionempfang verriet Werner im Gespräch mit der SZ. Der Auftakt war gelungen, ein paar Gläubige mehr hätten in der Kirche allerdings noch einen Platz gefunden.
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