Marathon der Emotionen bereitet Gänsehaut
712 Starter beim Altstadt Teamlauf laufen 3478 Kilometer
Leider nicht veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 23.05.2022
Oberschwäbisches Bilderbuchwetter hatte sich für die 20-te Auflage des Waldseer Lauffiebers eingestellt. 2000 Läufer hatten sich für die sieben verschiedenen Laufwettbewerbe angemeldet. Der Streckenrekord im Halbmarathon der Damen wurde von der Schweizerin Verena Cerna um mehr als eine Minute unterboten – und das mit Ansage im Voraus. Startschuss für den Halbmarathon und Gratulant bei den Siegerehrungen übernahm erstmals in der Geschichte des Lauffiebers ein Oberbürgermeister. Matthias Henne ließ es sich trotz Geburt seines Sohnes in der Nacht auf Samstag nicht nehmen, den ganzen Tag präsent zu sein und den stolzen Siegern der Kinderläufe die Medaillen umzuhängen.
Allein diese Querschnittsbetrachtung der Lauffieberveranstaltung zeigt, dass emotionsgeladene Momente im Marathonformat geboten waren, selbst wenn die Läufer nur die halbe Marathondistanz zurücklegten.
Geburtshelfer der Veranstaltung und VIP-VIP Nr. 1, so Benno Schultes, ist der frühere Bürgermeister von Bad Waldsee Rudolf Forcher, der es sich nicht nehmen ließ, bereits am frühen Morgen zum Tete à Tete in die Stadt zu kommen, um sich mit den anderen Promis über vergangene und glorreiche Zeiten auszutauschen.
Dicht gedrängt standen dann zwischen elf und zwölf Uhr die Eltern rund um den Rathausplatz. Insgesamt 435 Kindern gingen in vier Altersklassen an den Start, um den Sieger, sowie den jeweiligen Stadtmeister zu ermitteln. Sportsgeist und vor allem Familiensinn bewiesen die Elternteile, die den kleinsten während des Laufes auf der 700 Meter langen Strecke die Hand hielten und sie bis kurz vor die Ziellinie begleiteten, den Stolz des Zieldurchlaufes aber dem Nachwuchs als Individualerlebnis gönnten.
Herzliche Einigkeit zwischen Henne und Landrats Harald Sievers herrschte in der Wertschätzung der Waldseer Laufsportveranstaltung. Das ist ein Aushängeschild für Bad Waldsee und darf nicht sterben, konstatierte Sievers angesichts der Ankündigung des Organisationsteams, sich nun in den Ruhestand zu verabschieden (die SZ berichtete). Henne bekannte nach dem Massenstart der 504 Halbmarathonläufer „Ich habe Gänsehaut“ und dass schon allein deshalb das 20-te Lauffieber nicht das letzte sein darf. Damit sprach er sicherlich allen Läufern, Helfern und Zuschauern aus der Seele. Wenn 504 Sportler Luftballons in den Himmel steigen lassen, wenn aus den Boxen auf dem Rathausplatz genau in diesem Moment die Toten Hosen „An Tagen wie diesen“ anstimmen und sich eine bunte Masse auf den 21 Kilometer langen Rundkurs begibt, dann ist klar weshalb Achim Linder von der Laufsportarena spricht. Ihm verriet Cerna auch das Erfolgsgeheimnis, mit dem sie ihren bisherigen Streckenrekord trotz heißer Temperaturen um über eine Minute verbessern konnte, „Ich habe konservativ begonnen und erst in der zweiten Hälfte bin ich ausgeflippt und habe Gas gegeben“. Linder und Schultes sind die beiden Moderatoren, die es verstehen kurzweilige Infos und Hintergründe zu vermitteln und in den entscheidenden Momenten für eine brodelnde Stimmung zu sorgen. Das funktionierte auch beim Altstadt Teamlauf, zu dem 712 Läufer in 29 Mannschaften an den Start gingen – und die Läufer stammen aus insgesamt 30 unterschiedlichen Nationen, wie Schultes der SZ verriet. Wenn 712 Läufer auf einem 1000 Meter langen Rundkurs unterwegs sind, so bedeutet dies, dass statistisch die Läufer im Abstand von 1,5 Metern die komplette Strecke beanspruchen. Ein bisschen ungleichmäßiger waren die Läufer verteilt, aber es war während des 42-minütigen Rundenrennens schier nicht möglich die Strecke zu queren, an deren Ränder die Fans der Läufer zur Höchstleistung anfeuerten. Stärkste Mannschaft mit letztlich 191 Teilnehmern war übrigens die Eugen-Bolz Schule.
Im 10.000 Meter Lauf dominierte die Lokalmatadorin Paulina Wolf ganz klar das weibliche Läuferfeld, verpasste aber leider einen neuen Streckenrekord ganz knapp. Wenn Lindner spontan Henne das Mikro hinhält um ein aktuelles Fazit einzufordern, dann hörte man folgendes: „An Tagen wie diesen ist man gerne OB in dieser Stadt“. Und solche Tage können lang sein, bis spät in den Abend dauern. Mehrere Hundert Helfer, Läufer und Besucher ließen auf der Hochstatt den schönen Tag mit der Musik der Band CrossBeats ausklingen.
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