Die Hartgesottenen sind alle da
Traktoren trotzen Schlamm und Regen
Veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 9. September 2019
Zum Glück war das siebte Oldtimertreffen in Michelwinnaden eine Veranstaltung die in erster Linie Besitzer und Freunde historischer Traktoren im Visier hat. Denn diese Fahrzeuggattung hatte naturgemäß überhaupt kein Problem sich auf dem schwierigen Terrain des Festgeländes rund um die Maschinenhalle Gresser zu behaupten. Vom Dauerregen aufgeweichte Wiesen und matschige Fahrspuren sind ein Terrain, für das Traktoren nun einmal hergestellt werden – früher schon und heute auch noch.
Natürlich wäre auch den Michelwinnader Oldtimerfreunden, die zusammen mit dem Musikverein Concordia Michelwinnaden die dreitägige Veranstaltung ausrichten, ein besseres, also vor allem trockeneres Wetter lieber gewesen, aber die Fangemeinde ließ die Veranstalter nicht im Regen stehen. Natürlich, das Schaugelände für die angereisten Oldtimer war am Samstag und Sonntag überschaubar, doch im Campinggelände waren wie all die Jahre zuvor alle Plätze besetzt. Bis aus dem bayrischen Buchloe waren die Oldtimerfreunde Zaisertshofen mit insgesamt neun Traktoren samt Wohnanhängern angereist. Einer von ihnen ist Günther Thamm der einen Lanz D1616 im Originalzustand fährt. Stolz ist Thamm darauf, dass sein Fahrzeug noch den ursprünglichen Messerbalken hat. „Neben dem Einsatz als Zugmaschine war der Einsatz als Mähmaschine einer der Hauptgründe für die Bauern in den 50-er Jahren zum Traktorkauf“ erklärt er im Gespräch mit der SZ. Für die knapp 100 Kilometer nach Bad Waldsee haben die Traktorfahrer rund dreieinhalb Stunden benötigt. Recht flott, doch wie ein anderer Oldtimerfan wissend erklärt, besaßen die Mannheimer Lanztraktoren schon recht früh einen sogenannten Schnellgang für die Straße. Ganz so wetterfest, oder hartgesotten waren nicht alle Traktorfreunde. Petra Geßler aus Ebersbach hat es vorgezogen mit dem PKW nach Michelwinnaden zu kommen, obwohl in der heimischen Garage mehrere Eicher Traktoren stehen. Gefahren werden diese von ihrem Mann Peter und Petra ist begeisternde Beifahrerin. „Ich sitze gerne neben dran. Auf einem extra montierten Sitz habe ich einen tollen Überblick“ verrät sie. Das die beiden auf Eicher Traktoren stehen liegt in der Familientradition, denn schon der Großvater hatte sich 1956 für Eicher entschieden. Einen Eicher Traktor wird auch die 20-jährige Jasmin demnächst ihr eigen nennen können. Gemeinsam mit dem Vater, dem 18-jährgen Magnus und dem 21-jährigen Lucas – alle sind sie Mitglied bei den Vorallgäuer Oldtimer Veteranen in Wolfegg – soll dieser dann wieder fahrtüchtig gemacht werden.
Fahrtüchtig wurden so nach und nach auch die hölzernen MB-Trucks, die Väter und Kinder unter der fachkundigen Anleitung von Thomas Riedle zusammen bauen. Schon zum fünften Mal in Folge entwickelte Riedle Bausätze, die von den Kindern und Eltern begeistert angenommen werden. Da er mit seiner Schreinerei Material und Knowhow unentgeltlich zur Verfügung stellt, fließt der gesamte Erlös aus dem Bausatzverkauf zugunsten der Radio 7 Drachenkinder Aktion.
Durch die Reihen der zur Schau gestellten Traktoren geht am sonntagmorgen Pfarrer Thomas Bucher um den Besitzern den Segen für ihr Tun und Wirken zu spenden – und es sind nicht wenige Oldtimerfreunde, die an ihren geschmückten Fahrzeugen warten, bis der Pfarrer vorbei kommt. Zuvor hatte Bucher mit gut 150 Teilnehmern in der Maschinenhalle eine Messe gefeiert, die vom Jugendchor Haidgau stimmungsvoll umrahmt wurde. Zum Frühschoppen spielten dann die Durlesbachmusikanten auf und das frisch zubereitete Kesselfleisch fand bei den Besuchern reißenden Absatz. Die Halle war voll, denn die Gäste kamen trotz des Regenwetters nach Michelwinnaden. Viele auswärtige Oldtimerfreunde verzichteten zwar auf die Ausfahrt mit dem Traktor, kamen aber nichts desto trotz zum Fachsimpeln mit den Freunden und zum Feiern. Für Abwechslung sorgten die Veranstalter mit Musik, mit Vorführungen der großartigen Transmissionsanlage, mit Spielen und mit der humorigen Versteigerung von Altfahrzeugen durch Franz Schwägler.
Die Kommentare sind geschlossen