Vernissage Barczyk twins

Persönliche Laudatio ist Neuland für Hanna und Franziska Barczyk

Kunst oder Illustration ist eine Frage der Perspektive

veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung vom 27.09.2021

Es sind Kunstwerke, bei denen man gleich sieht, was die Künstlerinnen zum Ausdruck bringen wollen. So lautete die Erkenntnis eines begeisterten Matthias Henne, nachdem er von den beiden Künstlerinnen durch die gerade eröffnete Ausstellung geführt wurde. Am Samstagnachmittag wurde die Gemeinschaftsausstellung “Perspektiven“ von Franziska und Hanna Barczyk mit einer Vernissage offiziell eröffnet. Mit knapp 100 kunstinteressierten Besuchern stieß die Veranstaltung auf ein starkes Interesse.

Für Hanna und Franziska Barczyk allerdings war diese, wie sie es nennen „klassische Form“ einer Ausstellungseröffnung Neuland. Im Gespräch mit der SZ erläuterten sie, dass im amerikanischen Raum Ausstellungen grundsätzlich am Donnerstagabend ohne Laudatio eröffnet werden und dann meist am Tag darauf, ein sogenannter „artist talk“ stattfindet. Dieser artist talk entspricht so ziemlich dem, was in Bad Waldsee bereits am Freitagabend im Rahmen des Ortsgesprächs stattfand. Dirk Haselbacher hatte bereits am Vorabend mit rund 80 Zuhörern die Persönlichkeit der beiden kunstschaffenden Schwestern näher beleuchtet. Die Kunstwerke allerdings blieben beim Ortsgespräch auf Wunsch der Künstlerinnen noch verborgen und waren erstmals zur offiziellen Ausstellungseröffnung für das Publikum zu sehen. Die Laudatio wurde von Iris Herzogenrath gehalten, die als Diplom Produktdesignerin in Weingarten arbeitet und über lange Jahre eine freundschaftliche Verbindung zum verstorbenen Vater der Zwillingsschwestern, Michael Barczyk, unterhielt. So war es nicht verwunderlich, dass ihre Laudatio auch viele persönliche Blicke auf das Schaffen und Wirken der „twins“ beinhaltete (Anm.d.Red: twins – engl. für Schwestern und Kosenamen des Vaters für seine beiden Töchter). Dass man den Namen Barczyk heute im Internet im Zusammenhang mit Publikationen in vielen namhaften, internationalen Medien und Organisationen findet, geht nur mit Fleiß, Disziplin, Intuition und einer gewissen Hartnäckigkeit Mut und Risiken einzugehen, erläutert Herzogenrath. Der große Durchbruch kam für die inzwischen 38-jährigen aber erst vor sechs Jahren. Davor hielten sie sich auch mit Jobs als Tanzdoubels bei Film und Fernsehen über Wasser. Ihre Leidenschaft für Ballett und Tanz findet sich nun auch in vielen der ausgestellten Werke. Figürliche wie auch eher abstrakte Motive sind nie statisch – Stillleben im eigentlichen Sinne gibt es nicht, dagegen steckt Dynamik und Bewegung, egal wohin, in den Motiven. Es sind unterschiedliche Techniken und Vorlieben, mit denen sich die Arbeitsweise der Schwestern unterscheidet. Beiden gemein ist aber, dass sie stets mit Skizzenbuch unterwegs sind. Mehr zur digitalen Weiterentwicklung der Ideen geht der Weg bei Franziska, während Hanna dagegen traditioneller arbeitet und das Menschsein in all seiner Vielfalt und Schönheit auf Papier und Leinwand festhält, so Herzogenrath. Sie lobte, genauso wie die stellvertretende Vorsitzende des Heimat und Museumsvereins Brigitte Hecht-Lang die Hängung der Bilder, für die sich Axel Otterbach und Klaus Neher verantwortlich zeigten. Streng symmetrisch getrennt hängen vom Eingang aus gesehen die Bilder von Franziska links und jene von Hanna rechts. Musikalisch wurde die Veranstaltung durch das Duo Amado umrahmt. Die Brasilianerin Clara Manú sang und Johannes Deffner begleitete sie an der Gitarre bei ruhigem melodischen Jazzstücken.

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